Film. Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

Seit einigen Tagen ist die Verfilmung des Bestsellers „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ von François Lelord in den Kinos. Eigentlich ist August nicht so ein Monat für Kino, außer vielleicht Open Air, aber bei den momentanen Temperaturen…
Literaturverfilmungen sind ja immer ein Glücksspiel. Ich finde sie oft enttäuschend, wenn ich das Buch gelesen habe. In diesem Fall habe ich das Buch nicht gelesen, war aber trotzdem vom Film enttäuscht.

Der Psychiater Hector lebt mit seiner Freundin Clara in London. Obwohl er sehr erfolgreich ist und sich vor Patienten nicht retten kann, ist er mit seinem Leben unzufrieden. Die Probleme seiner Klienten empfindet er als Luxusprobleme, er fühlt sich innerlich tot und seine Beziehung zu Clara ist auch nicht grad der Brüller. Eine seiner durchgeknallten Patientinnen (herrlich: Veronica Ferres) prophezeit Hector, er wird eine Reise machen. Tatsächlich macht Hector sich auf den Weg, das Glück zu suchen. Er reist nach China, zu einem buddhistischen Kloster, nach Afrika und nach Los Angeles, befragt die Menschen, die ihm über den Weg laufen, ob sie glücklich sind und was Glück für sie bedeutet, und notiert die Ergebnisse in einem Notizbuch.

Auf eine Reise zu gehen, um etwas über sich selbst herauszufinden, ist ein uraltes Motiv in der Literatur und daraus hätte eine wirklich schöne Geschichte werden können. Der Film lässt sich auch vielversprechend an, und vor allem die Situationen mit den Patienten sind herrlich schräg. Aber kaum fliegt Hector los, verwandelt er sich in einen supernaiven Trottel, der aufgrund dieser Naivität ständig von einer haarsträubenden Situation in die nächste gerät. Das ist teils lustig, teils melancholisch, aber manchmal dermaßen übertrieben, dass Hector lächerlich wirkt. In Afrika wird er gekidnappt und beinahe umgebracht, und da kippt der Film plötzlich ins Brutale, was überhaupt nicht zum Rest des Films passt. Unterwegs sammelt Hector reichlich oberflächliche Weisheiten zum Thema Glück („Viele Leute denken, dass Glück bedeutet, reicher oder mächtiger zu sein“).
Achtung, wer den Film noch sehen will, nicht weiterlesen!

Am Ende wird Hector bei einem Telefonat mit Clara blitzartig von der Erkenntnis getroffen, dass sein eigentliches Glück bei ihr liegt, und versöhnt sich tränenreich mit ihr. Ich heule normalerweise immer mit, wenn in einem Film geheult wird, aber in dem Fall musste ich überhaupt nicht heulen, und dachte nur, wieso findet Hector sein Glück bei dieser unsympathischen, neurotischen Ziege? Hat er auf seiner Reise nichts gelernt? Fast hatte ich den Eindruck, die Botschaft des Films lautet, eigentlich kannst du daheim bleiben, deine Freundin heiraten, auch wenn sie doof ist, und dir die ganze anstrengende Suche nach dem Glück sparen. Damit macht der Film aus meiner Sicht seine vorherigen Glücksbotschaften kaputt. Schade.
P.S.
Ein anderer Film hat mir da viel besser gefallen: „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ mit Ben Stiller. Auch da geht es um eine Reise und eine Suche, aber das wird bedeutend feiner und humorvoller erzählt.
P.P.S. Bei einem anderen Film musste ich WIRKLICH heulen, auch dies eine Literaturverfilmung, und ich kannte das Buch nicht: „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ erzählt die Liebesgeschichte zweier krebskranker Jugendlicher. Absolut empfehlenswert!

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