Die wahren Dinge, die die Welt bewegen, spielen sich momentan in Stuttgart ab: Fünf Japaner verirren sich mit dem Fahrrad auf die B27. Der Fassanstich von OB Kuhn beim Volksfest soll dieses Jahr am Nachmittag und nicht am Abend erfolgen, was für allgemeine Empörung sorgt. Der VfB hat sich für diese Saison das Nazi-Motto „furchtlos und treu“ ausgesucht, was überall außer beim VfB für Empörung sorgt.
Weitere Nachrichten kommen heute aus L.A.: Die 3. Staffel der BBC-Miniserie „Sherlock“ räumt 3 Grammys ab. Seit Wochen suche ich nach einem Vorwand, um endlich über Sherlock zu bloggen. Hier ist er! Gewonnen haben Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch, (Sherlock Holmes), Nebendarsteller Martin Freeman (Dr. Watson, der auch gern mal mit haarigen Füßen durch Mittelerde watschelt) und Storyschreiber Steven Moffat. Übrigens war nur Moffat bei der Preisverleihung. Ach, die Engländer. Sooo cool. Haben den roten Teppich und die Blitzlichter einfach net nedich!
Susanne ist an allem schuld. Irgendwann erklärte sie, sie müsste jetzt aber ganz schnell heim, um die neueste Folge von Sherlock im Fernsehen anzuschauen. „Sherlock“, sagte ich. „Das ist doch mit diesem bleichgesichtigen Benedict Cumberbatch. Warum finden das eigentlich alle so toll?“ Susanne erklärte mir daraufhin, sie habe Jahre gebraucht, um herauszufinden, dass die alten „Krieg der Sterne“- Episoden wirklich genial sind, weil sie dachte, was alle toll finden, kann nicht toll sein. Das gab mir zu denken, weil ich auch ziemlich lang gebraucht habe, bis ich „Krieg der Sterne“ anschaute, um es dann absolut genial zu finden, aber das ist eine andere Geschichte.
Ich ging also nach Hause und sah mir, da fernseherlos, die zweite Hälfte des ersten Films der dritten Staffel im Internet an. Danach sah ich mir die Filme zwei und drei der dritten Staffel im Livestream an. Danach kaufte ich mir die DVD aller drei Staffeln, also insgesamt neun Filme. Mittlerweile habe ich alle Filme gesehen, manche zweimal, und was soll ich sagen. Ich neige eigentlich überhaupt nicht dazu, filmsüchtig zu werden, aber diesmal ist es um mich geschehen. Woran das liegt?
„Sherlock“ ist, wie seine Macher gern betonen, „a story about a detective, not a detective story“. Die Episoden orientieren sich zwar an den Originalgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle, sind aber ins London der Gegenwart versetzt worden. Die einzelnen Episoden sind spannend, zum Teil voller überraschender Wendungen und haben ein gewaltiges Tempo. Das ist aber nicht alles. Ich bin keine Fachfrau, aber die Schnitte, die Farben, die Kameraeinstellungen, nicht zuletzt die Musik, das ist irgendwie total hipp. Wenn der hyperintelligente Sherlock in seinen „Gedankenpalast“ geht, dann sausen, für den Zuschauer visualisiert, innerhalb von Sekunden Daten, Bilder und Analysen durch sein Hirn. Am wichtigsten aber sind die Figuren und ihre grandiosen Schauspieler, bis in die kleinsten Nebenrollen perfekt besetzt. Da ist Molly, die hoffnungslos in Sherlock verliebte Gerichtsmedizinerin in ihren fürchterlichen Klamotten, Sherlocks Bruder Mycroft, der „so was ist wie die britische Regierung“, oder die Vermieterin der Wohnung in der Baker Street 221B, Mrs. Hudson mit ihrer kriminellen Vergangenheit, und der Bösewicht Moriarty. Kern der Geschichte ist aber letztlich die Beziehung von Sherlock Holmes und John Watson. Denn hier geht es eigentlich um das Thema Freundschaft. Zwei einsame Seelen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, treffen da aufeinander: ein traumatisierter Afghanistan-Veteran (Watson) und ein hyperintelligenter, nikotin- und morphiumabhängiger Soziopath, der sich um keine Konventionen schert und schon fast autistisch keine Gefühle kennt. Wie diese beiden nach und nach Freundschaft und bedingungslose Loyalität entwickeln, das ist einfach grandios, weswegen es sich empfiehlt, mit dem Anfang anzufangen. Zudem ist die Serie voller Anspielungen, witziger Dialoge und (Selbst)Ironie. Very funny, very British!
Liebe EK,
ich bin gerade mit Deinem Spätzlesblues fertig geworden und sehr begeistert, wen wunderts? Mich! und danke Dir, dass Du mich mit Deinen Büchern lauthals zum Lachen und Träumen gebracht hast. Dein Humor,Deine Fantasie, Leichtigkeit und Feinsinnigkeit tun mir sehr gut.
Aber dass Du jetzt auch noch über den super smarten sexy Sherlock blogst-er wird übrigens in London zur Zeit als“ the most sexiest men alive“gehandelt -weiss ich von meiner englischen Freundin Karin- ist doch wirklich bemerkenswert.
Die Staffeln liegen aktuellzualleroberst auf unserem CD Regal und werden zur Zeit „abgearbeitet“
Weiter so!
Herzliche Grüße