Letzten Samstag war ich im Leuze. Neben dem 24-Grad-Außenbecken saß ein Mann auf der Holzbank, vornübergebeugt, um nicht zu sagen, zusammengekrümmt, und wirkte leidend.
Er presste etwas gegen seine Wange, das wie ein Kühlkissen aussah, und wippte leicht vor- und zurück. Bestimmt hatte er Zahnschmerzen und kühlte seinen schmerzenden Backenzahn, aber warum ging er damit ins Mineralbad? Als ich ihn genauer fixierte, als ich im 20-Grad-Außenbecken mehr oder weniger auf ihn zuschwamm, sah ich, dass er kein Kühlkissen, sondern ein Handy an die Wange presste. Wahrscheinlich ein unangenehmes Telefonat. Er stand dann auf. Er trug einen altmodischen Bademantel und hatte zwei lange, blaue Handtücher jeweils über die linke und rechte Schulter drapiert. Er ging nicht, er schritt. Die Handtücher flatterten beim Gehen hinter ihm her wie eine römische Toga.
Ich wechselte dann ins 24-Grad-Außenbecken. Ein junger Kerl schwamm Schmetterling, wofür er das halbe Becken benötigte, und stoppte immer mal wieder, um Bewunderung einzuheimsen. Leider blieb die Bewunderung aus. In der anderen Hälfte des Beckens lieferten sich zwei Frauen Revierkämpfe. „Kennad Sie net uffbasse, Sie sen grad schier en mi neigschwomma!“, keifte die eine. „Sie sen so bleed, des ghert verbodda!“, die andere.
Abgesehen davon war es im Leuze jedoch sehr friedlich. Womit wir (Sie haben sich das sicher schon gefragt) zur eigentlichen message dieses Blogs kommen: auch wenn es nicht mehr so richtig warm ist, ist das Leuze ein ganz wunderbarer, sehr empfehlenswerter Ort, um draußen zu schwimmen, vor allem im Herbst. Dafür lohnt sich auch mal die Anfahrt von auswärts. Ich arbeite mich von der Kaltbadehalle drinnen (20 Grad) über das 20-Grad-Becken draußen ins 24-Grad-Becken vor. Gelbe Blätter fallen beim Schwimmen ins Wasser und die Sonne wärmt, vorausgesetzt, man kommt nicht allzu spät, weil die Sonne irgendwann hinter dem Gebäude verschwindet. Dann ist der sportliche Teil beendet und ich habe mir den erholsamen Teil im 30-Grad-Außenbecken verdient, Rücken massieren an Düsen und Schwallbrausen. Zum Abschluss toter Mann im superwarmen Therapie-Bad, das man am Wochenende benutzen darf. Ein bisschen hinliegen, ausruhen, Mineralwasser strengt an. Zwei Stunden sind um, und sie haben sich angefühlt wie ein ganzer Tag Urlaub, und der Erholungseffekt ist derselbe. Der Haut geht’s prima, weil sie nicht in Chlor badet. Ausprobieren!
PS Das Foto (während des Volksfests aufgenommen) ist übrigens illegal. Man darf nämlich im Leuze keine Personen ablichten. Der Bademeister hat mit mir geschimpft.
PPS Es gibt ein zweites Liebesschloss neben Jan liebt Jana! Von Torsten und Uli! (Vgl meinen Blogbeitrag „Forever, Jan und Jana“)
Zum Abschluss ein paar Empfehlungen:
Unbedingt den Kinofilm „Mr. Turner“ über den englischen Maler William Turner ansehen. Nicht, dass ich ihn schon gesehen hätte. Aber ich weiß einfach, dass er toll ist.
In der ARD-Mediathek kann man die wunderbare Maueröffnungskomödie „Bornholmer Straße“ anschauen, mit einem fabelhaften Charly Hübner als Chef-Grenzer Harald Schäfer und einer Menge weiterer schräger, sehr sympathischer Typen.
http://www.ardmediathek.de/tv/Serien-und-Spielfilme/Bornholmer-Stra%C3%9Fe/MDR-Fernsehen/Video?documentId=24619450