Pfingsten ist vorüber und damit auch zwei Tage Einarbeitung am Anleger. Babett und Thies sind nach über drei Wochen Vollprofis. Vor dem ersten Schiff wird erstmal Besucherklo geputzt, gefegt, Mülleimer geleert, Kaffee für Hafenmeister, Kutschfahrer und Hand-gegen-Koje-Helfer gekocht.
Dann kommt der erste Besucheransturm mit dem „Seeadler“ unter Kapitän Heinrich von Holt, den alle hier nur Heini nennen. Heini bringt eine ganze Menge Gruppen, die von Hansi, der die Kutscher koordiniert, auf die verschiedenen Kutschen verteilt werden, und dann geht’s ab die Post zu den verschiedenen Warften. Auf der Hallig gibt’s übrigens nur Vornamen, mit Ausnahme der Touristen duzen sich hier alle. Danach kommt die Fähre von Schlüttsiel (merke: ein Schiff heißt nur dann Fähre, wenn es auch Güter transportiert) und nun kommen wir „Hand-gegen-Koje“-Helfer erstmals richtig zum Einsatz. Wir kassieren den Halligtaler, die Kurabgabe. Als kleines Dankeschön gibt’s ein Postkärtchen mit einem Hallig-Plan. Nicht jeder sieht so richtig ein, dass er einen Euro (!) pro Erwachsenen und 20 Cent pro Kind bezahlen soll. „Ja, wofür ist das denn?“ – „Zum Erhalt der Hallig.“ – „Ich hab leider gar kein Kleingeld.“ – „Hallig-Taler? Brauch ich nicht.“
Viele sind aber auch sehr nett, lassen sich das Wechselgeld nicht herausgeben und sagen, „Ach, das bezahlen wir doch gern.“ Und wir rennen niemandem hinterher, heißt die Devise. Schließlich hat so eine Hallig auch ihren Stolz. Mit der Fähre kommen auch Tanzgruppen und ein Shanty-Chor. Bei der Backenswarft ist ein riesiges Zelt für die Gäste aufgestellt, dort gibt es Grillfest mit Programm. Auch die Trachtentanzgruppe von Hooge ist dabei.
Die Leute sind versorgt, wir machen Pause und warten aufs nächste Schiff. Die Kutscher holen sich einen Kaffee ab. So geht der Tag vorbei, im Wind und in der Sonne. Irgendwann sind alle Tagesgäste weg, Ruhe kehrt ein, die Hallig gehört jetzt wieder uns. Seltsam, dass ich mich schon als Teil des Ganzen fühle, nach nur zwei Tagen. Das liegt auch daran, dass es hier so herzlich und unkompliziert zugeht, sowohl mit den Gemeindemitarbeitern als auch mit den anderen Freiwilligen. Erwartet hätte ich das so bestimmt nicht.
Das Projekt „Hand gegen Koje“ ist ein Projekt, das gegen Mithilfe am Anleger oder im Touristikbüro Einblicke ins Halligleben ermöglicht. Für die Mithilfe gibt’s die Unterkunft in unserer WG auf Zeit. Die wird sich ständig verändern: heut Abend kommt Heike, morgen reist Babett ab. Sie wird mir fehlen!
Halligtaler kassieren
„Hand gegen Koje“ macht Mittagspause