Gelesen und getroffen. Val McDermid: Der lange Atem der Vergangenheit

Die schottische Krimiautorin Val McDermid hat am Montag bei Wittwer in Stuttgart ihren neuen Krimi „Der lange Atem der Vergangenheit“ vorgestellt. Da wir beide beim Droemer Verlag sind, durfte ich Val persönlich kennenlernen und hinterher mit ihr, der Schauspielerin Jasmin Tabatabai (die die deutschen Texte gelesen hat) und der Moderatorin Margarete von Schwarzkopf in die Kneipe. Dabei erwies sich Val als trollingertrinkfest, rostbratendliebend und sehr aufgeschlossen.

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Val McDermid hat in Deutschland zwar eine feste Fangemeinde und die Lesung war sehr gut besucht, trotzdem stelle ich immer wieder fest, dass andere Krimiautoren einen deutlich höheren Bekanntheitsgrad haben. Das ist sehr schade, denn Val schreibt ganz ausgezeichnete Krimis, mit einer großen Bandbreite an Charakteren, die nicht einfach gut oder böse, sondern extrem vielschichtig und eher psychologisch als blutrünstig erzählt sind. So auch im neuen Roman, in dem es zunächst um ein Skelett geht, das im Turm eines Gebäudes in Edinburgh gefunden wird – mit einem Einschussloch im Schädel. Detective Chief Inspector Karen Pirie, zuständig für Altfälle, soll klären, wer den Mann erschossen hat. Sie findet schließlich eine Verbindung zu den Balkankriegen der neunziger Jahre.

Mehr soll hier nicht verraten werden, aber der Krimi ist ein echter „Pageturner“ und hat mir manche Nacht nach einer Lesung den Schlaf geraubt, weil ich nicht aufhören konnte. Die Balkankriege und ihre Scheußlichkeit haben wir ja irgendwie ziemlich erfolgreich verdrängt, und vor allem die Szenen, die im Rückblick in Dubrovnik und einem kroatischen Dorf spielen, sind nichts für schwache Nerven.

Im Gespräch mit der Moderation Margarete von Schwarzkopf erweist sich Val McDermid als Frau mit messerscharfem Verstand, gepaart mit typisch britischem Understatement, Selbstironie und Humor. Und nicht nur das, sie ist auch Feministin im besten Sinne. Es scheint ihr herzlich egal zu sein, ob sich die Leute dran stören, dass sie lesbisch ist und daraus kein Geheimnis macht. Sie erzählt voller Stolz, dass in Schottland alle politischen Parteien von Frauen geführt werden, und berichtet von den vielen erfolgreichen Frauen an den Universitäten, mit denen sie regen Austausch pflegt, auch für den aktuellen Roman. Val selber ist übrigens nichts in die Wiege gelegt worden – sie wuchs in einer armen Bergarbeiterfamilie auf.

In der Kneipe habe ich mich dann über den Schluss des Romans beklagt, der noch eine sehr überraschende Wendung im Privatleben von Karen Pirie bringt. Val hat grinsend geantwortet, dass sich alle Leser darüber aufregen, und dass Karen Pirie im nächsten Roman wiederkommt. Tja, die Frau ist halt ein echter Profi und weiß, wie man Leserinnen und Leser bei der Stange hält. Da kann man sich was abgucken…

P.S. Wie ich gerade exklusiv erfahren habe, rüstet sich Hallig Hooge für’s erste Landunter dieses Jahr. Ach, wie gern wäre ich jetzt dort und würde es miterleben. Viele Grüße an alle Freunde auf der Hallig und steht es gut durch!!

P.P.S. Für alle Stuttgarter/innen, am Sonntag findet im Alten Feuerwehrhaus in Stuttgart-Süd ein Willkommensfest für Flüchtlinge statt, zu dem jede/r herzlich eingeladen ist, es gibt u.a. leckeres Essen und Musik (14-21 Uhr)

P.P.P.S. Martin Dambach lädt am Samstag 28.11., 12:00 – 22:00 Uhr nach Gärtringen, Aidlinger Weg 6, zur Bierverkostung ein unter dem Motto 300 Biere vieler Bierstile aus 15 Ländern. Mehr unter http://www.sueffisant.de!

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