Auch er war Londoner, auch er war 69 Jahre alt, auch er litt an einer Krebserkrankung, von der niemand wusste. Doch während sich die Medien beinahe überschlugen zum Tode von David Bowie am Montag, und den ganzen Tag seine Songs rauf- und runterdudelten, blieb der Tod des Schauspielers Alan Rickman gestern eine Randnotiz. Vielen mag der Name nicht einmal bekannt sein, dabei haben sie ihn doch garantiert als wunderbar schmierigen Professor Severus Snape in den Harry-Potter-Filmen gesehen.
„There are no words to express how shocked and devastated I am to hear of Alan Rickman’s death. He was a magnificent actor & a wonderful man“, twitterte J.K. Rowling. Kein Wunder. Niemand hätte wohl besser in die Rolle des bleichen und pausenlos Harry Potter trietzenden Professors Severus Snape gepasst als Rickman. Doch obwohl Rickman in die Riege der großen englischen Schauspieler gehört, war er in Deutschland nie so bekannt wie viele seiner Kollegen. Oft spielte er an der Seite von Emma Thompson, zum Beispiel in dem Jane Austen-Drama „Sense and Sensibility“. Dort sahnt Thompson Hugh Grant ab, während Rickman Kate Winslet kriegt. In einem anderen Film spielen die beiden ein Ehepaar, und zwar in dem wunderbaren Episodenfilm „Love, actually“ – Tatsächlich, Liebe (mit Hugh Grant als englischem Premierminister). In dieser Komödie spielt Rickman den Chef einer Werbeagentur, der sich in seine viel jüngere Assistentin (supersexy mit sehr breitem Mund und sehr breiten Beinen: Heike Makatsch!) verknallt, während daheim seine Gattin Karen (eben Emma Thompson) die Familie managt. Wie Rickman diesen tollpatschigen Harry spielt, der sich von seiner Assistentin gnadenlos manipulieren lässt, das ist so schrecklich überzeugend, dass man’s kaum aushält. Ständig will man ihm zurufen: Nein, tu’s nicht!!! Aber er tut’s. Und die tragischste Szene im ganzen Film ist die, wenn Karen ihr Weihnachtsgeschenk öffnet und statt der erwarteten Goldkette (die Heike Makatsch kriegt) eine Joni Mitchell-CD vorfindet (also mir wär die CD lieber gewesen). Am Ende des Films konfrontiert Karen ihren Mann mit seiner Affäre, und das ist die zweittragischste Szene im Film. Alan Rickman: Ein echter Verlust.
P.S. Morgen 11-13 Uhr Großdemo gegen Rassismus auf dem Stuttgarter Schlossplatz!
P.P.S. Und noch zwei Filmtipps: ARTE zeigt zur Zeit immer Donnerstags Miniserien, die anschließend in der Mediathek zur Verfügung stehen. Noch bis 31. Januar die BBC-Serie „The wrong man(s)“, Gesamtdauer 3 Stunden. Im Stil von „24“ und „Burn after reading“ geraten zwei harmlose städtische Angestellte in eine wilde Geschichte von Mord, Verfolgung, Mafia, Entführung und Korruption. Zum Wegschmeißen, wie blöd sich die beiden dabei anstellen, grandiose Dialoge, fabelhafte Schauspieler! Nächsten Donnerstag zeigt ARTE die ebenfalls hochgelobte Serie „Wölfe“ nach dem Roman „Wolf Hall“ von Hilary Mantel.