Unbarmherzig sagt mir meine Blog-Statistik, dass ich seit drei Monaten keinen Blog mehr geschrieben habe. O je! Aber es gab ja im Juli geballten Ballett-Blog über zehn Tage, sozusagen Blog auf Vorrat. Danach war die Bloggerin nicht etwa gemütlich im Sommerurlaub, sondern hat fieberhaft an ihrem neuen Manuskript gearbeitet. Das Ergebnis erscheint Mitte Januar: „Kleine Verbrechen erhalten die Freundschaft“ hat am 29. Januar Buchpremiere im Theater der Altstadt im Stuttgarter Westen!
Am Donnerstag hat die Bloggerin dann erstmal in Frankfurt geschaut, was die Konkurrenz so treibt. Mit am meisten gehypt wurde auf der Buchmesse Nele Neuhaus‘ neuer Krimi „Im Wald.“ Ich finde die Romane von Neuhaus viel zu langatmig – schlechtes Lektorat! Auch nicht mein Fall: Sibylle Lewitscharoff und ihr neuer Roman „Das Pfingstwunder.“ Die hat sich aus meiner Sicht 2014 mit ihren skandalösen Äußerungen über künstliche Befruchtung vollkommen disqualifiziert. Absolut mein Fall und äußerst sympathisch dagegen der Niederländer Herman van Veen, der mit „Erinnerte Tage“ seine Autobiographie vorgelegt hat. Der sitzt neben mir am Stand meines Verlags Droemer Knaur, was ich leider erst mitkriege, als er schon wieder weg ist. AARGG!! Dabei hätte ich ihm doch so gerne gesagt, dass „Die seltsamen Abenteuer des Herman van Veen“ eine meiner Lieblings-Fernsehserien war! Zugegeben, das ist schon eine Weile her. Ich wollte immer in so einer holländischen Mühle leben, wie sie in der Serie vorkommt.
Die Niederlande und Flandern sind das Gastland auf der Buchmesse. Ihre Länderpräsentation ist als flirrende Strandlandschaft gestaltet, auf den Wellen des Meeres schwimmen die Bücher. Das ist hübsch gemacht, aber reichlich karg. Immerhin gibt es ein paar Stühle und Liegestühle; alle sind besetzt. Sitzgelegenheiten sind Mangelware auf der Messe, nirgends eine Bank oder ein Stuhl, so dass die, die die hohen Essenspreise scheuen und sich ein Vesper mitgebracht haben, meist mit einem Platz auf dem Fußboden oder auf der Heizung vorlieb nehmen müssen. Das war schon immer so. Auch die schlechte Luft war schon immer, und die zu vielen Menschen, dabei ist nicht einmal Publikumstag. Neu dagegen ist, dass der Messekatalog, den es bisher umsonst gab, jetzt 25 Euro kostet. Von Null auf 25, das ist ganz schön happig, und die Kataloge liegen wie Blei an den Infoständen. Selber schuld.
Die Trends im Sachbuch könnte man so zusammenfassen: Kochbücher sind nach wie vor der Renner. Grillen auf der einen Seite, vegan/vegetarisch auf der anderen. Absolut in Mode ist außerdem das Faszientraining. Damit beschäftigen sich Osteopathen schon seit vielen Jahren, aber jetzt sind die Faszien zum Trend geworden, und jede/r, der was auf sich hält, trainiert jetzt gefälligst seine Faszien!
Zum Glück gibt’s auf der Buchmesse auch was zu lachen, nämlich die Arbeiten der Finalisten des Deutschen Cartoonpreises. Einer meiner Lieblinge: eine Gruppe Pinguine beobachtet auf einer Eisscholle die Ankunft eines klapprigen Bootes voller Schneemänner. Sagt der eine Pinguin, „Da kommen die Klimaflüchtlinge!“ Antwortet der andere:“Wir schaffen das!“
Meine persönliche Heldin an diesem vollgepackten Tag mit zu vielen Büchern und zu vielen Menschen ist Carolin Emcke. Die Publizistin hat gestern, am Sonntag, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen. Im Interview mit 3sat wirkt sie extrem burschikos, sie trägt einen dunklen Rolli, Jeans und bequeme Stiefeletten. An dieser Frau ist nichts glamourös und man sieht ihr an, dass ihr das alles ein bisschen zu viel ist, was da gerade mit ihr passiert. Im Interview berichtet sie von ihrer Erfahrung als Kriegsberichterstatterin, davon, dass sie ganz oft die Geschichten nicht glauben wollte, die man ihr erzählte, weil sie nicht glauben konnte, dass Menschen einander so etwas antun. Vielleicht sind diese Geschichten für die tiefen Furchen in ihrem Gesicht verantwortlich. Hier sitzt eine Frau, die hochintelligent, sachlich und gleichzeitig empathisch erscheint, und ihre Bücher „Von den Kriegen“ und „Gegen den Hass“ kommen ganz oben auf meine Leseliste.
P.S. Sehr lustig: Der Bürger-Maultaschen-Clip mit amerikanischen Cops
Schade, dass ich bei Ihrer Lesung im Januar nicht in Stuttgart bin!
Werde mir aber Informationen über Ihr neues Buch holen.
Herzliche Grüße und immer danke für die interessanten Berichte ,
Ute