Der Joker hat eine neue Perücke

Weihnachten kommt mit Riesenschritten, das Stuttgarter Ballett probt Cranko und ältere Damen lachen sich am Steuer schlapp – der Blog meldet sich aus der Sommerpause zurück!

Ich habe gerade bei gefühlten 22 Grad draußen bei einem vietnamesischen Schnellrestaurant drinnen zu Mittag gegessen, zu den Klängen des englischen Weihnachtsliedes „O come, all ye faithful.“ Es kann also gar nicht anders sein: Weihnachten steht vor der Tür! Das scheinen schon eine Menge Leute begriffen zu haben, denn für unsere Lesung „Weihnachten ist wunderbar“ am 3. Dezember (11 Uhr) im Theater der Altstadt sind schon sehr viele Karten verkauft. Also schnell telefonisch reservieren (0711-61553464) oder nach Rutesheim (Buchhandlung One im Bürgersaal, 8. Dezember) Kornwestheim (Stadtbücherei, 15. Dezember) oder Esslingen („Galgenstricke“, 17. Dezember) gehen! Das Foto zur Weihnachtslesung haben Susanne Schempp und ich bei gefühlten 28 Grad und mit sehr viel Spaß machen lassen:

Nicht nur der Blog meldet sich aus der Sommerpause zurück, auch das Stuttgarter Ballett ist mit Volldampf in die neue Spielzeit eingestiegen- die letzte von Intendant Reid Anderson. Zum 90. Geburtstag von John Cranko gibt es schon seit 18. September „Blick hinter die Kulissen XXL“, Einblicke in den Alltag und die Probenarbeit des Stuttgarter Balletts. Am Dienstag wurde die Eingangsszene von „Onegin“ geprobt, mit neuen Solisten. Kein leichtes Unterfangen auf der kleinen Bühne des Kammertheaters! Angelina Zuccarini als Olga und Martí Fernández Paixà als Lenski präsentieren einen hinreißenden Pas de deux, den sie noch nie zusammen getanzt haben. Jason Reilly darf leider nur arrogant umherschreiten und kommt aus Zeitmangel nicht zum Tanzen. Am Ende des Abends legt das Corps de Ballett ein fulminantes Finale hin und hüpft vor lauter Platzmangel von der Bühne herunter ins Publikum, was für großes Gelächter sorgt. Was ganz deutlich wird an diesem Abend: Ballett in dieser Liga zu tanzen ist ein knallharter Knochenjob. Reid Anderson gibt sich zwar jovial-humorvoll wie immer. Aber neben seinen sind die Augen von Tamas Detrich, zwei Choreologinnen und mehreren Ballettmeistern unerbittlich auf die Tänzerinnen und Tänzer gerichtet, und kaum bricht Anderson ab, stürzen diese auf die Bühne, um rückzumelden, wo eine Armhaltung, Drehung oder Schrittfolge nicht stimmt. Die Tänzerinnen und Tänzer nicken nur konzentriert und setzen um. Hierarchie, Disziplin und Kritikfähigkeit, wer damit nicht klarkommt, der ist hier fehl am Platz. Kein Job, auf den ich neidisch wäre, auch wenn ich als Kind gerne die Nachfolgerin von Marika Röck werden wollte! Faszinierend ebenso, wie schnell die Tänzer auch ohne Kostüme, Schminke und Orchester in ihre Rollen eintauchen und diese mit Schauspiel erfüllen, als sei schon Vorstellung.

Eine „richtige“ Vorstellung gab es heute bei Blick hinter die Kulissen, nämlich eine Orchesterprobe von „Jeu de Cartes“, das am Dienstag bei der Premiere von „Cranko pur“ getanzt wird. Die Karten dafür waren sogar umsonschd, das freut das Schwabenherz! Wieder waren sehr viele kritische Augenpaare auf die Bühne gerichtet, als Gast-Jury war auch Egon Madsen da! Zu Beginn zitierte Reid Anderson einen Dirigenten, der einmal zu ihm gesagt hatte, „Wie wollen Sie es denn, Herr Anderson, zu schnell, zu langsam oder nur unmöglich?“ „Wir haben das bisher nur mit Musik vom Band geprobt“, erklärte Reid weiter. Stravinsky sei wegen der ständigen Taktwechsel unheimlich schwierige Musik zum Tanzen, und nun werde sich zeigen, wie die Tänzer mit der live gespielten Musik zurechtkämen. Am Ende musste das Finale wiederholt werden, weil das Orchester zu schnell war. Ansonsten konnte zumindest das Auge des Laien nicht allzu viele Mängel erkennen. In „Jeu de Cartes“ erwachen die Spielkarten zum Leben, und der Joker ist das böse Teufelchen, das alle stört und ärgert. Ein sehr lustiges, aber auch sehr akrobatisches Stück! Ja, Tanzen habe durchaus auch mit Sport zu tun, plauderte Reid aus dem Nähkästchen, und nach der langen Sommerpause kämpften einige noch mit der Kondition, denn im Gegensatz zu Sportlern dürften sie ja auf der Bühne nicht keuchen und hörbar nach Luft schnappen. Zu merken war auch davon nichts, und Adhonay Soares da Silva als Joker-Wirbelwind wird am Dienstag ein umjubeltes Rollendebüt geben, das steht jetzt schon fest!

Es knubbelt sich nicht nur auf der Bühne des Kammertheaters, in Stuttgart-West knubbelt es sich gern mal an den Kreuzungen. Zu viel Verkehr, zu wenig Platz, alle kommen gleichzeitig an und können sich nicht entscheiden, wer zuerst fährt. So auch heute morgen an der Kreuzung Gutenberg/Hasenbergstraße. Autos und Radfahrer treffen aus drei Richtungen aufeinander. In dem Kleinwagen, der Vorfahrt hätte, sitzt eine ältere Dame mit sehr sorgfältig gestyltem grauem Lockenwickler-Haar. Und was macht sie? Sie fängt an zu prusten. Sie hängt lachend über ihrem Lenkrad und wedelt alle anderen mit der Hand durch. Und lacht. Auch so kann man Verkehrskonflikte lösen…

Der Blog wünscht allen ein schönes verlängertes Wochenende ohne Stau!!!

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