Gegessen. Tarte & Törtchen, Stuttgart

Ich gebe zu, es gibt schlimmere Termine, als für einen Rechercheauftrag das Café Tarte & Törtchen im Stuttgarter Westen zu testen.

Im September hat das kleine Café in der Gutbrodstraße im Stuttgarter Westen 5jähriges gefeiert – und platzt an einem Sonntagnachmittag schier aus allen Nähten. In der Glastheke sind als Augenschmaus all die Törtchen aufgereiht, die es an diesem Tag im Angebot gibt. Eines sieht köstlicher aus als das Andere, sie tragen so exotische Namen wie „Wunderland“, „Verwandel dich“ oder „Wiener Walzer.“ Im Dienste der Arbeit – man muss eben Opfer bringen – bestellen wir Goldbarren, Brombeerchen, No5, eine Kürbistarte und ein Mini-Zwetschgenküchlein (von den meisten Törtchen gibt es eine Normal- und eine Miniversion).


Fotos: Eva Ruppmann

Leider kann man nicht gemütlich am Tisch bestellen, sondern muss sich brav in die Schlange stellen (zusammen mit denen, die ihre Leckereien mit nach Hause nehmen), die Törtchen selber zum Tisch tragen und auf die Getränke warten. Das geht dann aber doch recht flott, aber schon einmal der Hinweis, dass Sonntagnachmittag nicht der allerbeste Termin für einen Besuch ist, weil das Tarte & Törtchen Opfer seines eigenen Erfolgs ist. Es ist einfach schrecklich voll und so laut, dass man sich nur mit Mühe unterhalten kann. Aber dafür gibt es natürlich auch Gründe: Die Törtchen zergehen wirklich auf der Zunge. Mein persönlicher Favorit ist das No5, es besteht aus einem Sacherboden mit Mascarponemousse, dunklem Schokoladenmousse, Salzkrokant aus Erdnüssen und Salzkaramell. Die Mischung aus süß und leicht salzig ist bombig. In dem gemütlich eingerichteten Café verfliegt die Zeit (aber man würde sicher noch ein zweites Getränk nehmen, wenn man dafür nicht wieder an die Theke müsste). Eigentlich ist schon geschlossen, aber keiner geht, bis dann doch vom freundlichen Personal ein Raab-Kärcher zum Bodenreinigen mit sanfter Drohung in den Raum geschoben wird. Übrigens kann man die fleißigen Konditorinnen schon frühmorgens in der Backstube im Tiefparterre beobachten, weil die drei Fenster zur Backstube Gucklöcher haben. Je nach Auftragslage wird hier schon mitten in der Nacht gebacken und schon ab sieben Uhr morgens kann man dann die Leckereien zum Frühstück genießen. Einziger Wehrmutstropfen: Für die Törtchen muss man ziemlich tief in die Tasche greifen, sie kosten zwischen 3,10 und 4,80 Euro das Stück, die Minis kosten zwischen 1,60 und 2,10 Euro. Somit bleibt das Café ein eher exklusives Vergnügen. Nicht alle, die backen, schwimmen übrigens auf der Erfolgswelle: An diesem Wochenende schließt die legendäre Bio-Bäckerei mit dem schönen Namen Metzger in Stuttgart-Heslach für immer ihre Türen. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Der einzige Kommentar, den sich Frau Metzger, nicht gerade für ihre Redseligkeit bekannt, entlocken ließ, war, man sei völlig ausgebrannt. Damit geht wieder ein Stück (Brot)Kultur verloren. Irgendwann wird es nur noch Ketten und Billigbäcker geben. So heißt es ja auch in meinem Song „Brezeltango“: Hier gibt es nur Billigbäcker, keiner weiß, wie Lauge geht…

Patisserie tarte & törtchen
Gutbrodstraße 1
70197 Stuttgart
Tel 0711 / 91 25 35 05 (Reservierung nicht möglich)
http://www.tarteundtoertchen.de

P.S. Nach fulminanten Lesungen in Sindelfingen und Gaggenau mit supernettem Publikum ist „Kleine Verbrechen erhalten die Freundschaft“ zu Gast im Remstal, in Weinstadt in der Stadtbücherei, am Samstag, 11. November! Mit Musik von Susanne Schempp!

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