Mein Häusle in Cornwall (6)

Klatsch und Tratsch aus Cadgwith!

In den letzten Tagen ist es deutlich voller geworden. Man merkt, dass Pfingstferien in Deutschland sind, jedes zweite Auto hat mittlerweile ein deutsches Kennzeichen. Gestern fragte mich ein local, warum Cornwall bei den Deutschen so beliebt sei. Ich erzählte ihm dann von den Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen. Er hatte noch nie von RP gehört und wunderte sich sehr! Niemand kennt in England Rosamunde Pilcher!

Leider ist das fantastische Wetter seit heute nicht mehr so fantastisch, aber es war die letzten Tage so traumhaft, da kann man echt nicht meckern. Es war so warm, dass ich sogar schwimmen war, in meiner Lieblingsbucht Kynance Cove, bei 14 Grad Wassertemperatur. Auf meiner persönlichen Hitliste „schönste Strände der Welt“ steht Kynance ganz weit oben, nicht, dass ich die ganze Welt kenne, aber sagen wir mal, auf Platz 2 nach Tofino auf Vancouver Island in Kanada. Der steil aufragende Felsen heißt Asparagus Island, also Spargelinsel, weil dort wilder Spargel wächst, und Kynance ist auch ein bisschen wie Spargel, der Strand ist nämlich nicht immer da, sondern nur bei Ebbe. Die Gezeitenunterschiede sind so groß, dass der Strand bei Flut komplett überspült wird. Man muss also genau planen, wann man da hingeht.

Kynance Cove bei Flut

Bei Ebbe und schönem Wetter ist Kynance ein Traum, ich habe letzte Woche das tolle Bild von Martin Hunt gepostet. Überall sind Felsen und Höhlen, und hier ein kleiner Strand und dort, und das Wasser schillert in allen Farben wie in der Karibik.

Kynance Cove abends bei Ebbe, leider ein bisschen dunkel

Außerdem gibt es ein ganz großartiges Café, das auf meiner Liste „schönstgelegene Cafés der Welt“ auf Platz 2 steht, auf Platz 1 liegt das Polpeor Café am Lizard Point, nur zwei Meilen entfernt. Die Briten lieben Kynance, und bei schönem Wetter gibt es einen Pilgerstrom vom Parkplatz hinunter zur Bucht.

Kynance Cove Café

Mittlerweile habe ich mit halb Cadgwith ein Schwätzchen gehalten, jedenfalls mit der Hälfte, die mich beim morgendlichen Walken beobachtet, ohne dass ich es merke. Es ist eben doch ein bisschen Hallig Hooge. Zwei Frauen standen beim Morgenspaziergang auf einem Pfad und fragten mich, ob ich mich mit Vögeln auskenne, im Gebüsch saß eine junge Taube, die ziemlich angeschlagen aussah. Dann kam ein dritter Mann dazu, ebenfalls mit Hund, bloß leider mochten sich die Hunde nicht, und es gab ein ziemliches Getümmel auf dem schmalen Weg. Die Taubendiskussion ging dann weiter, und der Mann meinte nur, die Taube verreckt, was will man machen, das ist halt der Lauf der Dinge, und besser jung sterben, als ein Taubenleben voller Hunger und Durst und Leiden, worauf die anderen beiden dann meinten, vielen Dank für die freundliche Botschaft, und auch dir noch einen schönen, optimistischen Tag. Natürlich kannten sich die drei, ich hatte den Mann auch schon gesehen und fand ihn ziemlich knurrig. Die jüngere Frau und ich setzten dann den Morgenspaziergang gemeinsam fort und sie fragte mich, was ich in Cadgwith mache, sie würde mich immer (natürlich) beim morgendlichen Walken sehen. Sie erzählte dann, dass sie als online-Psycho-Coach arbeitet. Sie sitzt also in einem schnuckligen Haus in St. Ruan in Cornwall und berät Leute in London und anderswo. Auch nicht schlecht.

Ich lernte dann zufällig noch Richard und Pev kennen, das sind die Vermieter des Hauses, in dem Heinke und Alex gewohnt haben. Sie leben in Oxford und haben vor drei Jahren das Haus Kinsale in Cadgwith entdeckt, sich in das Haus verliebt, es gekauft und renoviert, und nun vermieten sie an Touristen. „Das Haus ist meine Pension“, erklärte Richard. So läuft das hier eben. Wenn ich hier leben würde, hätte ich, glaube ich, einen ganz schönen Groll gegen reiche Leute, die die Häuser aufkaufen und selber kann man es sich nicht mehr leisten. Richards Sohn ist natürlich Filmemacher. Jeder, der in Cornwall zugange ist, ist entweder Künstler oder Filmemacher oder Autor oder hat einen Sohn oder Tochter, der Künstler, Filmemacher oder Autor ist. Das gehört zum guten Ton.

Im Pub war es wieder sehr, sehr schön bei der Folknight, es tauchten wieder andere Leute auf als letzte Woche, sie sangen a capella alte Seemannslieder und Traditionals. Leider wollte das nette deutsche Paar aus Aachen nicht gemeinsam mit mir singen, mit dem Hinweis, sie täten damit niemandem einen Gefallen, der Mann meinte, er sei sogar aus dem Schulchor geflogen. Spät tauchte dann noch ein junger cooler Typ auf, der sehr gut sang und Gitarre spielte, mir wurde dann berichtet, er sei chef im Kota Restaurant in Porthleven. Chef bedeutet nicht Chef, sondern Koch. Wer in Cornwall weder Künstler, Filmemacher oder Autor ist, der ist Koch in einem Szene-Restaurant, und in Porthleven gibt es einige Szene-Restaurants, auch einen Ableger des berühmten Restaurants des berühmten Kochs Rick Stein.

Außerdem wird in Cadgwith gerade ein Reetdach frisch gedeckt.

Und nicht vergessen, Karten besorgen für „Allein unter Schwaben“ im Theater der Altstadt!
http://www.theater-der-altstadt.de/Was-wird-gespielt/Monats-Spielplaene/Juli-2018/

1 Kommentar

  1. Ja, es stimmt: den Engländern ist Rosamunde Pilcher total unbekannt, da hatte ich auch schon mal danach gefragt. Die Verfilmungen sind ja alle deutsch und mit deutschen Schauspielern. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass das, was jetzt noch unter ‚Rosamunde Pilcher‘ gezeigt wird, garnicht aus ihrer Feder stammt. Sie dürfte jetzt auch schon ziemlich alt sein…

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