„Ich bin Frau Dr. R….“ Frau Dr. R. rollt das „R“ ganz fürchterlich, und wahrscheinlich ist ihr nicht klar, dass ich sie bei nächster Gelegenheit literarisch verarbeiten werde.
Sie sei Medizinerin, sagt sie, und offensichtlich ist sie gaaanz arg wichtig, allein schon wegen ihres Doktortitels. Frau Dr. R. will am nächsten Tag nach Kroatien, und dafür braucht sie einen negativen Corona-Test. Deswegen soll ich ihr doch bitte das Datum von Karfreitag auf die Bescheinigung schreiben, auch wenn wir Gründonnerstag haben und es sich bei dem Test um einen Tagestest handelt. Frau Dr. R. versteht überhaupt nicht, dass ich mich weigere. Sie lehnt sich über den Tisch, und als ich sie bitte, doch etwas Abstand zu halten, schüttelt sie nur den Kopf. „Tss. Man merkt, dass sie keine Medizinerin sind.“ Ich bin mir jetzt nicht sicher, was Frau Dr. R. damit sagen will. Sie möchte dann gern noch wissen, wieviele Leute im Testzentrum im Adolf-Fremd-Weg am Killesberg positiv getestet worden sind, und als ich ihr sage, dass das vertraulich ist, ist sie wieder sehr ungehalten. „Ich mache die Corona-Statistik in T.!“
Man muss ehrlicherweise sagen, die seltsame Frau Dr. R. ist die Ausnahme. Die meisten Leute, die ins Testzentrum im „Höfle“ kommen, sind sehr nett und sehr dankbar für das ehrenamtliche Angebot, das die Ärztin Anna Butters mit Unterstützung von Anne Blumers (sind die Namen nicht toll? Fehlt nur noch Anna Blume) sehr kompetent, professionell und unbürokratisch auf die Beine gestellt haben. Von 7 bis 15 Uhr kann man sich täglich kostenlos testen lassen. An Ehrenamtlichen mangelt es nicht, die Stimmung ist gut, und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun in dieser schwierigen Zeit, tut allen gut.
Draußen vermischt sich gerade der Schnee mit den Blütenblättern des Kirschbaums auf der anderen Straßenseite und spiegelt damit, in was für einer verrückten Zeit wir leben. Die einen passen auf und lassen sich testen – ganze Familien sind am Gründonnerstag angerückt – weil sie sich und andere nicht gefährden wollen. Die anderen laufen zu Tausenden ohne Maske quer durch Stuttgart, riskieren ein Superspreader-Event, pöbeln und sind aggressiv. Und die Stadt Stuttgart schaut zu. Viele Stimmen gab es vorher, die Demo zu verbieten, doch die Stadtverwaltung hat es mit dem Hinweis auf die Versammlungsfreiheit laufen lassen und damit hässliche Bilder von Stuttgart geliefert. Nicht zum ersten Mal steht Stuttgart im unschönen Rampenlicht. Letztes Jahr Randale, dieses Jahr Querdenker-Demo, mein Stuttgart, du stehst im Augenblick nicht besonders gut da, und fast mit Wehmut denkt man da an die friedlichen, fröhlichen und kreativen Demos gegen S21 zurück. Stuttgart hat eine Demonstrationskultur, die den Namen verdient, das haben unzählige Demos gegen den Bahnhof bewiesen. Eine Ikone des Widerstands ist nun gestorben, der streitbare, aber immer pazifistische „Vater“ der Protestbewegung, Gangolf Stocker. Aber das ist ein ganz anderes Thema. Auch, dass die Protestbewegung wieder einmal Recht gehabt hat, und der Brandschutz im Tiefbahnhof nicht ausreicht und nachgebessert werden muss…
Schönere Bilder gab es in der Staatsgalerie zu sehen. Leider nur für kurze Zeit, bis die Impressionismus-Ausstellung und das ganze Museum wieder geschlossen werden mussten, auch wenn das nicht nachzuvollziehen ist angesichts Vorbuchung, Besucherbegrenzung und viel Abstand. Die Bilder haben der Seele gut getan. Man steht davor und Sehnsucht macht sich breit. Sehnsucht nach Farbe, nach Urlaub, nach Normalität. „Mit allen Sinnen“ heißt die Ausstellung zum französischen Impressionismus, und tatsächlich wird man förmlich hineingesogen in diese Bilder. Man möchte mit Monet am Rand der Steilküste bei Pourville im Gras liegen, auf das Meer und die Segelboote schauen und dabei in der Sonne wegdösen, man möchte im Gewächshaus von Renoir zwischen den Rosen lustwandeln, und Pisarros Frauen in den Feldern von Pontoise beim Jäten helfen. Doch auch die Dauerausstellung bringt pures Glück. Zu meinen Lieblingswerken in der Staatsgalerie gehören Picassos „Kauernde“ von 1902 und „Mutter und Kind“ von 1905. Nur ein paar Jahre liegen zwischen dem Impressionismus und diesen Gemälden aus der blauen und rosa Periode Picassos, die so geheimnisvoll und atmosphärisch sind, und der Kontrast könnte größer nicht sein. Tröstlich ist es, diese Bilder wieder einmal zu betrachten, und gleichzeitig macht sich Wehmut breit, dass solche Augenblicke so kostbar geworden sind.
Aber nicht alles ist wehmütig in diesen Zeiten. Der „Wellerman“ hat die Welt erobert, und wird in unzähligen Varianten durchgespielt. Die absolut genialste Version ist natürlich die der DooWop Mädels, sie heißt „Kartoffelsalat“ und hat einen großartigen schwäbischen Text. Sehr überzeugend ist neben den vier Mädels, von denen mir eine seehr bekannt vorkommt (bei genauerem Hinsehen handelt es sich um Anette Heiter, Schwester meiner Bühnenpartnerin Susanne Schempp, und immer bereit für einen kleinen Geniestreich) der Ehemann, der Kartoffelsalat verzehrt. Chapeau!!
Musik und Tanzen ist das, was uns in diesen Zeiten am meisten fehlt, und deshalb gibt es jetzt bei Go Vocal, der besten Gesangsschule der Welt, die zufällig und unter anderem meiner Bühnenpartnerin Susanne Schempp gehört, ein Bewegungs- und Singprogramm für alle, die ihre Stimme entstauben und den Körper auf Trab bringen wollen. Alle Infos dazu weiter unten!
Liebe Sängerinnen und Sänger,
unsere Lehrerin Vlady Vitaly hat das Bewegungs- und Singprogramm „DanSing“ entwickelt, das sowohl die Stimme entstaubt als auch den Körper auf Trab bringt. Eventuell verliert ihr auch noch ein paar Corona-Pfunde. Vielleicht hast Du Lust darauf? Vladys Profil findet ihr auf unserer Homepage ganz unten:
https://www.govocal.de/lehrkraefte.html.
DanSing vereint zwei Dinge: das Tanzen und das Singen! Stell Dir vor, man würde Zumba mit Gesang verbinden – wir tanzen zu diversen lateinamerikanischen Rhythmen, aber auch zu Pop, Funk, Soul und anderem, und singen improvisierte Phrasen und Sätze, die jede/r nachsingen kann. Der Kurs ist für alle geeignet, es ist egal, ob Du tanzen und singen kannst oder nicht! Fühle Dich wie ein Popstar auf der großen Bühne, hab Spaß in der Gruppe und bringe Deinen gesamten Körper und Deine Stimme in Bewegung!
Dienstag, 20.00 Uhr oder Donnerstag, 20.00 Uhr
Dauer: 30 Minuten, Beitrag: 20.-€/Monat. Beginn: 13.4.2021
Wenn ihr euch dafür interessiert, meldet euch bitte per Mail bei info@govocal.de zu einem kostenlosen Schnuppertraining an. Ihr bekommt von Vlady einen Zoom-Link, und dann viel Spaß bei „DanSing“!
Brandschutz im Tiefbahnhof nachbessern? Das ruft ungute Erinnerungen an den unzureichenden Brandschutz des Flughafens BB hervor – wenn das Nachbessern in Stuttgart auch so lange dauert wie in Berlin, kann ich dann bestenfalls vom Pflegeheim aus eine Besichtigung des fertiggestellten Tiefbahnhofs buchen.