…wie es sich anfühlt, wenn man wieder heimfährt, anstatt wegzufliegen

Es ist der Tag vor Schulferienbeginn. Man hielt sich für clever, noch vor Ferienbeginn nach England zu fliegen. Es ist hektisch, wie das so ist vor längeren Abwesenheiten. Das letzte Geschirr von Hand spülen, alle Fenster zu, Müll raus. Endlich alles erledigt, sorgfältig abschließen und nichts wie los zum Flughafen Stuttgart. Dort ist die Hölle los, und man fühlt sich superschlau, einen Security-Slot über die Smart Lane gebucht zu haben. Damit kriegt man ein Zeitfenster und muss nicht anstehen. Wobei die Security in Stuttgart dank ihrer Scanner sowieso blitzschnell ist (man muss nichts mehr aus den Taschen räumen). Tatsächlich braucht die Smart Lane dann länger, weil vor mir ein Pärchen ist, das offenbar noch nie von Gepäckbestimmungen gehört hat. Die Security-Frau packt aus: Eine große Shampoo-Flasche, mehrere anderthalb-Liter Wasserflaschen, ein großes Deo, mehrere große Sonnenmilchflaschen. Als sie fertig ist mit Ausräumen, steht da eine Armee von Flaschen, alle ohne Plastiktüte. Gut, dass die EU gerade beschlossen hat, dass man wieder größere Flaschen mitnehmen darf.
Dann sitzt man da, viel zu früh, und wartet, und wartet, und endlich wird es Zeit für die Passkontrolle. Man geht nochmal kurz zur Anzeigetafel. Eigentlich unnötig. Und dann steht da „Flight cancelled“. Äh. Wie bitte? Das ist jetzt nicht wahr, oder? Man steht nicht allein unter der Tafel. Zwei Britinnen, die eine mit Sohn (vermutlich), die andere hektisch telefonierend. Gleiches Ziel, gleiches Problem. Und jetzt? Moderne Zeiten – innerhalb des Flughafens gibt es niemanden. NIEMANDEN den man dazu befragen könnte. Man steht also da wie der Depp. Inzwischen hat man auch eine Mail von Eurowings bekommen. Die ist ziemlich kurz:
Aktuelle Daten zu ihrem Flug
Status: annulliert (Der Flug ist gestrichen).
Danke, Eurowings, dass ihr mir das Wort „annulliert“ erklärt, ansonsten aber nicht sagt, wie es jetzt weitergeht. Deppenstatus, noch immer. Eine der Britinnen hat mittlerweile von Eurowings eine Nachricht bekommen: Umbuchung auf den nächsten Tag, mit drei Stunden Wartezeit in Frankfurt. Ihre Schwester weiß noch nicht, wie es weitergeht. Da trudelt auch auf meinem Handy eine Info ein: Umbuchung auf den nächsten Tag, über Zürich. Na prima. Ein ganzer Tag weg. Aber wenigstens eine Perspektive und kein endloses Hängen in einer Hotline. So. Wie komme ich jetzt wieder raus aus dem Flughafen? Normalerweise bleibe ich drin. Und wo ist mein Gepäck? Zurück zur Security. Die sagen mir, „Am Postbank-Schild links runter.“ Also hinunter in die Tiefen des Flughafens. Durch eine Sicherheitstür, auf der anderen Seite wieder hoch und zum Eurowings-Schalter. „Gepäck ist beim Lost and Found, ein Stock tiefer.“ Also wieder runter, Lost and Found muss man auch erstmal finden. Lange Schlange. Die Tür ist zu. Endlich geht sie auf.
„Bin ich hier richtig?“
„Der annullierte Manchester-Flug? Gehen Sie zum Gepäckband 30. Da kommt das Gepäck grade wieder raus.“
Die Frau winkt mich durch. Auf der anderen Seite durch eine Tür, die zu einem gespenstischen, endlos langen Gang führt. Kein Schild, kein Hinweis, nichts. Wo bitte ist das Gepäckband mit der Nummer 30? Zurück zum Lost and Found. „Gehen Sie nach links!“ Danke, diese Information ist hilfreich. Man landet also in der Gepäckhalle. Am Band 30 rollen Koffer heran. Einen Koffer einsammeln, der nicht besonders weit gekommen ist. Der neue Flug ist von Swiss. Mit Gepäck zum Swiss-Schalter, einchecken für den nächsten Tag. Das beruhigt. Gepäck dalassen? Geht nicht.
„Kommen Sie morgen auf jeden Fall zwei Stunden vorher!“ Immerhin der Hinweis auf Gepäckfächer. Die sind außerhalb des Flughafengebäudes. Erstmal finden! Und wie bedient man jetzt den Sch…? Gepäck ins Schließfach, zudrücken, schnapp. Auf dem Display das Fach bezahlen. Schöne neue Welt. Die einem keiner erklärt.
Mit der U6 wieder zurück nach Stuttgart; die S-Bahn hat passend zum Ferienbeginn mal wieder den Sommerbetrieb eingestellt.
Und dann ist man irgendwann zu Hause. Der Kühlschrank ist leer – zum Glück hat einen eine gute Freundin auf dem Heimweg noch verköstigt und getröstet. Man kommt zurück, ohne jemals weggewesen zu sein. Und jetzt? Vor allem den Ärger ‚runterschlucken. Man kann es ja sowieso nicht ändern. Zumindest muss man ein paar Fenster aufmachen. Am nächsten Tag geht der Flug nach Zürich erst um 15.15 Uhr. Ein Vormittag, den man eigentlich nur zum Totschlagen benutzen kann. Man fühlt sich wie ein Fremder im eigenen Haus. Möglichst wenig wieder in Betrieb nehmen, damit man möglichst wenig wieder erledigen muss. Zum Glück gibt’s noch Müsli. Trotzdem produziert man wieder Müll, muss wieder abspülen, die Fenster wieder schließen. Ob die Nachbarn sich Sorgen machen? Man hat sich schließlich verabschiedet, Bescheid gegeben. Und jetzt sehen sie Licht und hören Geräusche… Und was ist, wenn es am nächsten Tag wieder schiefgeht? Und täglich grüßt das Murmeltier!
Neues Spiel, neues Glück. Zum Flughafen. Gepäck aus dem Schließfach. Einchecken. Security. Von wegen zwei Stunden vorher! Es ist viel, viel weniger los als am Vortag. Sehr viel Zeit ist übrig. Na, da kann man wenigstens einen Blog schreiben…
PS Nein, es war ausnahmsweise nicht die Schuld von Eurowings. Sondern ein technischer Defekt, der die britischen Flughäfen lahmgelegt hat.
PPS Ja, beim zweiten Mal hat’s geklappt…
Der Blog wünscht allen einen schönen Sommer mit unkomplizierten Reisen in den Urlaub und nach Hause! Im Herbst gibt es viele tolle Veranstaltungen, gleich im September. Bei der Veranstaltung im Glasperlenspiel (s.u.) kann man dann auch das Mini-Laugenweckle-Buch vom Foto bewundern!
Freitag, 19. September, 19 Uhr, Herrenberg, Alte Turnhalle
Von ällem ebbes – Vielfalt auf Schwäbisch
Mit Elisabeth Kabatek, Jan Denzler und Marlies Blume
Veranstalter: Landkreis Böblingen
Eintritt: Schlappe 15 Euro
VVK: Landratsamt Böblingen, Infotheke, Gäubote, Herrenberg, oder online bei eventim!
Einlass und Abendkasse: 18 Uhr
Samstag, 20. September, Asperg, Glasperlenspiel
Elisabeth Kabatek: Die komischsten Szenen aus dem Leben von Pipeline Praetorius
Lesung mit vielen Überraschungen! Im Schweinsgalopp durch fünf Romane von „Laugenweckle zum Frühstück“ bis „Schätzle allein zu Haus!“
Das Glasperlenspiel in Asperg, e.V.
Kelterstr. 5
71679 Asperg
Homepage: www.glasperlenspiel.de
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