Er ist einer der ganz Großen in Hollywood, und das bei einer Körpergröße von nur 1,67 Metern: Dustin Hoffmann wird heute 80 Jahre alt. Happy birthday, Dustin Hoffman!
Marathon Man, Kramer gegen Kramer, Tootsie, Rain Man. Ich denke bei Dustin Hoffman vor allem an zwei Filme, beide schon einen Takt älter: zum einen an „Die Unbestechlichen“, zum anderen an die „Reifeprüfung.“
Was ist noch besser als ein guter Schauspieler? Zwei gute Schauspieler. In „Die Unbestechlichen“ decken Dustin Hoffman und Robert Redford als investigative Journalisten der Washington Post die Watergate Affäre auf. „All the president’s men“ heißt der Film aus dem Jahre 1976 sehr viel passender auf Englisch. Er ist spannend und dabei gleichzeitig seltsam unaufgeregt, fast schon dokumentarisch. Ganz anders mein Lieblingsfilm mit Dustin Hoffman: „Die Reifeprüfung“ (The Graduate) aus dem Jahr 1967. Erst jüngst wurde der Film aufwändig technisch restauriert, und wer die Gelegenheit hat, ihn jetzt auf großer Leinwand anzuschauen, sollte sich die nicht entgehen lassen. Hofmann spielt in dieser Coming-of-age-Geschichte den Collegeabsolventen Benjamin Braddock, der mit Mrs. Robinson, der viel älteren Freundin seiner Mutter (Anne Bancroft) eine Affäre beginnt, sich dann aber in deren Tochter verliebt (Katharine Ross). Wie Hoffman diesen tollpatschigen, unerfahrenen jungen Mann spielt, der nicht so recht weiß, wohin mit sich, das ist streckenweise zum Fremdschämen, manchmal herzzerreißend, meistens aber saukomisch. Allein die Szene, wo Benjamin versucht, ein Hotelzimmer für seine erste Nacht mit Mrs Robinson zu buchen, ohne Verdacht zu erregen, ist zum Wegwerfen, oder wie er überhaupt erst einmal versucht, das Hotel zu betreten, daran aber von einer große Gruppe von schnatternden Hotelgästen, die ihm entgegenkommen, gehindert wird. Legendär ist auch die Szene, als er an seinem 21. Geburtstag einen Taucheranzug geschenkt bekommt. Quasi aus der Innenperspektive hört man sein Atmen, sieht seine Eltern durch die Brille, ihre wilden Gesten und Mundbewegungen, hört aber nichts. Zaudernd und zögernd, ängstlich und gleichzeitig neugierig auf die Liebe, reift Benjamin in der Tat. Als Mrs Robinson alle ihre Macht ausspielt, um die Beziehung zwischen Benjamin und ihrer Tochter Elaine zu unterbinden, emanzipiert sich Benjamin, kämpft um seine Liebe und wird dabei ein wenig erwachsener. Aber dann, der Schluss! Es gibt ja unendlich viele Szenen von Hochzeiten, die in letzter Sekunde (oder auch danach) gesprengt werden, aber wenige, die so fabelhaft sind wie diese, und tatsächlich habe ich mir die Hochzeitsszene in der „Reifeprüfung“ mehrmals angesehen, als ich für meinen Roman „Zur Sache, Schätzle“ die Szene schrieb, wie Line in der Johanneskirche in Stuttgart eine Hochzeit sprengt. Wie Benjamin mit dem Holzkreuz die Kirchentür verrammelt! Und wie er danach mit Elaine im Bus sitzt, und nun erwartet man einen leidenschaftlichen Kuss – tatsächlich aber wird diese Erwartung nicht bedient, die beiden schauen nur zum Fenster hinaus. Das alles untermalt von der grandiosen Musik von Simon & Garfunkel: Dieser Film hat Geschichte geschrieben. Happy birthday, Mr. Hoffman!
P.S. „Aus Enttäuschung über bestimmte politische Entscheidungen sehr heftig öffentlich protestierender und demonstrierender Bürger“ ist eines der neu aufgenommenen Wörter im Duden. Wer hat’s erfunden? Die Stuttgarter haben es erfunden. Wie heißt das Wort? „Wutbürger“ natürlich.